Christian Wolfarth percussion

Michel Wintsch - piano, synthesizers
Christian Weber - bass
Christian Wolfarth - percussion

"Das Trio der Zürcher Wolfarth und Weber mit dem Genfer Wintsch ist sporadisch seit 2001 aktiv. Wie ihre dritte CD belegt, sind die drei unterdessen zu einer fintenreichen Improvisations-Gruppe verwachsen. Drei Persönlichkeiten, jede mit anderen Qualitäten, hören und reagieren aufmerksam aufeinander und können sich je zum Gewinn des Ganzen voll einbringen. Ihr hier dokumentiertes Konzert war ein Höhepunkt des Jazzfestivals Willisau 2012. Besonders der erste fast 33minütige Set hat die Gestalt einer offenen Rhapsodie, eines unangestrengten Gangs von einem zum anderen bis man unspektakulär einen Schluss findet. Es beginnt mit einem Klaviermotiv, das Wintsch in typischer Weise auskostet. Weber greift ein, und es kommt zu einem Wechsel von Fliessen und Innehalten, Verdichtung und Auflösung. Wintschs Fundament ist die tonale Melodik, die er aber expandiert bis zum Free Jazz. Verwandt etwa mit Bley und Crispell, hat sein Sound mehr mit der frühen klassischen Moderne zu tun als mit bluesigem Jazz. Mit einer Vorliebe für Moll gestaltet er mit Motiven, Phrasen, Repetitionen und Tremoli, behält jedoch alles offen, deutet an und lässt es nachwirken. Da bleibt viel Raum für die Kollegen. Weber, ein versierter Bassist, hat selbstsicher grossen Anteil an Verlauf und Gestalt des Geschehens. Oft mit dem Bogen spielend ist er ein ebenbürtiger, prägnant formulierender Melodiker. Bei Bedarf liefert er ostinate Rhythmen, aber funktioniert besonders auch wie eine Soundmaschine, die sich mit den elektronisch inspirierten Geräuschen Wolfarths ergänzt. Dieser trommelt auf seinem kleinen Set zwar auch, aber kommentiert beharrlich ruhig mit seinen subtilen Sounds. Typischerweise ist der Höhepunkt des langen Sets ein Antiklimax, bei dem die Musik fast verstummt."
 
Jürg Solothurnmann (Jazz'n'More Nr.1, Januar/Februar 2014)