Cover Spuren
CHF 25.00

Spuren

Christian Wolfarth
hiddenbell records 9 / LP
released: Zürich, 2016
Cover Art: Urs Freitag

Christian Wolfarth - percussion

"Die zweite Platte, Spuren, ebenfalls in tiefes Schwarz getaucht - diesmal aber schlicht und matt - stammt von dem Schlagzeuger und Perkussionisten Christian Wolfarth. Es ist sein fünftes Soloalbum und es überrascht, weil es nicht den Gestus eines Percussion-Solos innehat. Ganz dem Klang und der Narration verschrieben, kreiert Wolfarth in Spuren I eine flirrende Glockenklangfläche, bei der man längere Zeit hin und her gerissen ist, ob es nicht doch ein Fieldrecording ist, dem man hier beiwohnt, und ob es zur meditativen Versenkung einlädt. Plötzlich aber der Einbruch, weisses flickriges Rauschen erscheint, wie aus einer anderen Welt, eine elektronische, zumindest metallische Metaebene zu der akustischen Musik zuvor. Es ist, als würde jemand von aussen eingreifen. Die Lautstärken werden wild ein- und ausgefadet. Auch die B-Seite Spuren II stellt zwei solch disparate, aber sich irgendwie etwas erzählende Welten gegeneinander. Abstrakte Kreisbewegungen im Klang kontrastieren mit einer kulturell unbestimmten Ritualmusik, bei der hohe Trommeln ineinander geblendet werden. Wolfarth scheint es hier um die Kontrastierung verschiedener Klangmaterialitäten zu gehen, um dadurch Narration zu erzeugen, die sich erst beim Hörer in ein vielseitiges Bedeutungsspiel entfaltet."

Bastian Zimmermann (Neue Zeitschrift für Musik, 1, 2017)


"Selbst wer bei Schlagzeugsoli gerne Reissaus nimmt, wie der Autor dieser Zeilen, um sich anderweitig zu vergnügen, wird bei den Spuren von Christian Wolfarth sitzenbleiben und die Ohren öffnen. Orthodox ist da gar nix mehr. Die herkömmlich zum Einsatz kommende Schiessbude bleibt bei Wolfarth zur Gänze in der Garage oder im Abstellkammerl. Nur weniges braucht es, um viel herzumachen. Nicht selten klingt diese Platte sogar wie ein Stück Elektronik, dabei ist hier alles handgemacht. Jetzt ertönen Schritte von irgendwoher, jetzt geht's in die Luft - es handelt sich offensichtlich um ein schwebendes Verfahren. "Es geht mir dabei mehr um kompositorische Aspekte und Strukturen und weniger um Improvisation." sagt der Schweizer Perkussionist. Das Konzeptuelle, die Komposition der Geräusche, die strukturelle Schönheit sind es, die die Faszination der Spuren ausmachen. Super Platte."

Andreas Fellinger (freiStil Nr. 67, Juli/August 2016)
 

"Ein mittelhoch dröhnendes, mäandrierendes Klangspektrum macht den Anfang. Langsam, nach einigen Minuten, öffnet es sich nach oben. Es treten hellere, stechendere Frequenzen in's Bild und lassen vereinzelte Konturen durchscheinen. Es könnten natürlich Glocken sein, die da hinter einem dichten Schleier vorbeiziehen. Schliesslich fällt der Vorhang, der Eingangsklang entschwindet, und vermeintlich wird der Blick auf die klaren Laute freigegeben - allerdings nur, um zu zeigen, dass selbst diese Klangelemente fremd, verzerrt und zerhackt sind. Die neuerliche Verwirrung findet ein vorläufiges Ende, als das Klangbild wieder von einer homogeneren Form abgelöst wird, die an den Anfang des Stücks erinnert. Doch ist es nun diese, die ihrerseits unterbrochen, zerschnipselt und neu arrangiert wird. Die Stückelung rückt in die Ferne, wird unübersichtlich und durch ihre Unschärfe selbst zu einer fassbaren Struktur, an der man sich nun hoffnungsvoll festklammert. Mit diesen knapp 20 Minuten, dem ersten seiner beiden neuen Stücke, gelingt es Christian Wolfarth einmal mehr, Erwartungen zu entlarven und die Aufmerksamkeit des Hörers unter anderem auch auf sich selbst und seine Hörgewohnheiten zu richten."

Christof Thurnherr (Jazz'n'More Nr. 4, Juli/August 2016)