CHF 20.00

39 / Part I - III

Christian Wolfarth
hiddenbell rec. 013 / CD & Download
released: Zürich, 2022
Cover Art: Urs Freitag

Mit freundlicher Unterstützung der Stadt Zürich/Pop Kredit !


'Seit fast drei Jahrzehnten ist die Konversation mit sich selbst ein wesentlicher Aspekt von Wolfarths musikalischer Laborarbeit. Die klangperkussive, rhythmische Facette der Musik ist sein Metier. Das dienende Instrumentarium stellt sich aus einem ausgewählten Arsenal an Trommeln, Idiophonen, DIY- und Naturgegenständen zusammen. Auch sein aktuelles Opus kultiviert souverän die Nonkonformität. Er wollte diesmal gewisse musikalische Gewöhnungen und formale Aspekte teils überwinden, in Frage stellen, hält der Klangsensualist fest. Es dienten ihm für jeden der drei Abschnitte des Stückes eine rudimentär determinierte Großform und ein spartanisches Quantum an Klangwerkzeugen als Ausgangssituation. Die mythischen Konnotationen der Zahlen 3 und 9 sind ebenso ein grundlegender Bezugspunkt. So ist das Stück in drei Teile gegliedert, die Großform erstreckt sich über 39 Spuren, und die Wiederholungen der Strukturkomponenten gehen 3- oder 9-mal vonstatten. Andere Strukturierungsparameter werden durch Würfeln ermittelt. Das nimmt sich kompliziert aus, erschließt sich aber beim Hören auf unmittelbare Weise. Knacksende Klangflächen, kleine partikulare Überlagerungen, brodelnde mikrorhythmische Verschiebungen, periodisch asymmetrisches Flechtwerk auf einer tiefgestimmten Trommel. Schlagmuster unterschiedlicher Länge erbauen sich zu einem gläsernen Turm. Der ist Eintritt in einen Raum infernalischer metallischer Soundwände mit fast tranceartiger Metaklang-Wirkung. Ab und zu werden Naturgeräusche beigefügt. Oder Kirchenglocken werden zu Schwell-Drones geformt. Oder der Griff zu Tannenzapfen. Da schlägt sich der Schlagkunstwerker mit verästelter Polyrhythmik herum. Ausklang findet 39 in feinfasrigen Klick- Ornamenten. Der Schweizer Musiker berührt existentielle Ebenen, evoziert archaische Kraft, schlägt den inhaltlichen Bogen von bruitistisch zu subtil tonal. Kalkül und Intuition fusionieren nach eigenem Maß.'

Hannes Schweiger (freiStil, Nov./Dez. 2022)